Mittwoch, 21. Dezember 2016

Ironie ist glücksache in den medien

Wir haben peter schneider für seine kolumne vor kurzem eine frage geschickt, die er heute im tagi beantwortet hat (idioten im heim) . Hier nun unsere Reaktion darauf: 

Lieber herr schneider
Mit ironie und sarkasmus als stilmittel zu agieren, wenn es um sowas ernsthaftes wie behinderte geht, ist erfrischend aber riskant. Nicht mal die eigene redaktion versteht einen oder traut einem zu, bei diesem thema ironie zu wagen. Vor lauter falsch verstandener politischer korrektheit streicht sie den titel ‘als idiot im heim’ und setzt ‘rücksicht nehmen bla bla’, als wäre das ernsthaft, worum es geht. Und der knackige schlussatz wird auch gleich weggestrichen (‘beggars can’t be choosers’). Er würde ja doch bettler mit behinderten gleichsetzen (oder umgekehrt? 😉).

Natürlich wird so der sarkasmus etwas verwedelt, aber wenn sich in den kommentaren jetzt schon die vertreter der hochfunktionalen behinderten in reflexhafter verteidigungs- und abgrenzbewegung über eine abwertende haltung des autors beschweren, weil er sie scheinbar mit ‘schwer kognitiv beeinträchtigten’ behinderten assoziiert, was wäre erst los, wenn da idioten und bettler rumliefen im text. Die ‘kognitiv schwer beeinträchtigten’ fragesteller bezeichnen sich zwar selbst als idioten. Aber was wissen die schon. 

Selbst wenn sie was wissen. Sie in ihren heimen auf umständliche art was sagen zu lassen, wäre ein unzumutbarer und politisch unkorrekter sonderzug. Oder war da jetzt nicht noch was mit ironie? Wir wünschen uns mehr sichtbare idioten wie uns in den medien. Danke für ihre ironie, herr schneider. Das ist wertschätzung.

2 Kommentare:

  1. Kommentar von C.S. zur Kolumne von Peter Schneider (nach Absprache auch hier gepostet):
    der text von Ihnen liest sich als ironisch gemeint, titel und überschriftssatz aber, als wäre es ernst gemeint. Ist das gewollt beiddeutig, oder meinte hier der tagi-mitarbeiter, der die Überschrift setzte, etwas anderes, als sie sagen wollen? Ich hoffe doch sehr, dass grundsätzlich direkt gefragt werden zu wollen als behinderter mensch bei lebensverändernden entscheiden, nicht ernsthaft bereits als sonderzug gesehen wird.
    Auch ein idiot

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  2. Ich geb's zu: Ich bin reingefallen, habe mich geärgert über die Leserantwort von Peter Schneider und wollte nicht wahrhaben, dass sein Sarkasmus so nahe an die Wirklichkeit schrammt. Das ist einerseits ein heilsamer Schock für mich andererseits denke ich an die Vielen, die zwar lesen können aber diese aalglatte Ironie und das englische Sprichwort (glücklicherweise) nicht verstehen.

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